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Financial Close Process und Konsolidierung, Teil 3: datenbasierte Unternehmenssteuerung

21.11.2022 | Heimo Teubenbacher Financial Close Process  Konsolidierung
Die aktuelle wirtschaftliche Dynamik und die vielfältigen geopolitischen Herausforderungen haben den Fokus für CFOs verschoben: Es gilt die Zukunftsfähigkeit jetzt sicherzustellen. Agilität ist dabei das Gebot der Stunde. In Teil 3 dieser Blogserie dreht sich alles um Datenanalyse, Berichterstellung, sowie um die „letzte Meile“ , d.h. Disclosure Management und Dashboarding. Hier geht es darum, dass Entscheidungsträger am „Point of Decision“ mit den nötigen Informationen versorgt werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Mit Datenanalyse, Reporting und Dashboarding zu den entscheidenden Erkenntnissen

Wenn ich von Datenanalyse, Reporting und Dashboarding spreche, wird mir stets bewusst, dass diese Blogserie einen breiten Adressatenkreis anspricht. Nachdem es mir jedoch vor allem ein Anliegen ist, als „Brückenbauer“ unterschiedliche Levels anzusprechen, werde ich mich bemühen, rund um die genannten Themen auf einer allgemeinverständlichen Ebene zu bleiben.

Ziel dieses Beitrags ist es, ein breites Grundverständnis für den gesamten Informationsgewinnungsprozess - mit Schwerpunkt auf dem „Financial-Close-Prozess“ - zu erreichen. Schließlich wird es nur durch ein gemeinsames Bestreben unterschiedlicher Fachbereiche gelingen, die erforderlichen Effizienzsteigerungen im CFO-Bereich zu erzielen.

Hierbei geht es letztlich darum, entscheidungsrelevante Informationen für die Unternehmenssteuerung bereitzustellen und eine auditierfähige Berichtserstellung „von der Quelle bis zur letzten Meile“ zu ermöglich, was durch ein Collaborative Disclosure Tool gewährleistet werden kann.

Im Bereich „Berichtserstellung“ drängt sich ein Thema besonders auf: Mit den neuen Regeln der EU zu Nachhaltigkeit, ESG und EU-Taxonomie gewinnen die nicht-finanziellen Informationen immer mehr an Gewicht.

Das nachfolgende Schaubild zeigt Gesamtstrecke der Informationsgewinnung nochmals in den einzelnen Layern:

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Reporting

Wer kennt es nicht: „Können Sie mir schnell mal diesen Bericht erstellen?“ Nun zeigt sich bei der Bearbeitung solcher eiligen Aufträge oftmals, dass schlicht und einfach die Grundlagen für den gewünschten Report fehlen. Wir bewegen uns hier im Spannungsfeld von „Standardreporting“ und „Ad-hoc-Reporting“. Ersteres läuft nach vordefinierten Strukturen und Prozessen und soweit wie möglich hoch automatisiert ab. Aus meiner Erfahrung ist es jedoch oftmals gar nicht so einfach, die Berichtsnutzer dazu zu bewegen, sich beim (Standard-)Informationsbedarf exakt festzulegen. Somit bleibt den Berichtserstellern am Ende meist nichts anderes übrig, als schnell und flexibel auf Berichtsanforderungen reagieren zu müssen – Stichwort „Ad-hoc-Reporting“ und „-Analyse“.

Genau an dieser Stelle stoßen die vorhandenen Systeme und Strukturen oftmals an ihre Grenzen, da nun meist zusätzliche Informationen in die Analyse bzw. den Bericht einzubinden sind. Hier zeigt sich, wie wichtig es für den Fachbereich ist, direkten Zugriff auf Quellinformationen zu haben und diese flexibel in eine Auswertung integrieren zu können. Dabei ist ein gewisser Trend bei den Lösungen zu erkennen, der auch zu einer „Demokratisierung“ der Informationen führt. Damit meine ich, dass ein leichter Zugang zu Informationen „alte Machtstrukturen“ aufbricht und die Entscheidungsträger auf unterschiedlichen Ebenen sich die nötigen Informationen für die Entscheidungsfindung selbst beschaffen können. Ich möchte damit keine „pauschale Lanze“ für Self-Service-BI brechen, denn hier sehe ich nach wie vor Grenzen. Diese sind darin begründet, dass nicht jeder „seine eigene Wahrheit“ aus dem Datenmaterial generieren sollte. Die richtige Balance zwischen strukturierten, harmonisierten und geprüften Daten sowie zusätzlichen Informationen - z.B. öffentliche Statistiken oder operativen Daten im Unternehmen - zu finden, ist nach wie vor ein Drahtseilakt.

Am Ende zählt vor allem eines: „Können die gestellten Fragen mit dem Datenmaterial, das man zur Verfügung hat, tatsächlich beantwortet werden?“ Dies führt uns zum nächsten Teil dieses Beitrags: Analyse oder (advanced) Analytics

Analyse oder (Advanced) Analytics

Unter Analyse oder (advanced) Analytics verstehe ich, dass durch verschiedene Sichten auf die Daten Erkenntnisse gewonnen werden, die zum Großteil in Trend-, Ausreißer- oder Abweichungsanalysen resultieren.
Hierfür stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Slice & Dice: Darunter versteht man den „Aufriss“ des mehrdimensionalen Datenwürfels nach unterschiedlichen Dimensionen.
  • Drill-Down: Mit dieser Funktion können Details von Summenpositionen angezeigt werden.
  • Drill-Through: Hiermit meint man den “Absprung“ auf die unterste Datenschicht, also meist zu den Quellinformationen auf granularer Ebene, z.B. Einzelbuchungen im Finanzbereich.

 

EXKURS: (Advanced) Analytics:
Eine kleine Anmerkung sei mir erlaubt: Themen wie „Big Data“, „Data Science“ oder „Predictive Intelligence“ haben sich im Finanzbereich (noch) nicht ausreichend etabliert. Dies hat unterschiedliche Gründe. So sind die Predictive-Modelle nur so gut, wie ihre Inputparameter sowie die Algorithmen - und die aktuelle Volatilität macht es diesen Verfahren auch nicht leichter. Großen Nutzen versprechen hingegen automatisierte Checks zur Validierung und zur Anomalieerkennung. Dies gilt vor allem dort, wo große Datenmengen zu analysieren sind. Eine Art „Erste Hilfe“ leistet hierbei schon eine visuelle Darstellung, in der sich „Ausreißer“ optisch identifiziert lassen.

Dashboarding

Nun widmen wir uns der managementtauglichen Aufbereitung von Informationen, die oftmals in Form von Dashboards erfolgt. Theoretische Grundkonzepte wie die „Balanced Scorecard“ haben dabei nicht ausgedient. Möchte man beispielsweise die Gesamtsituation eines Unternehmens darstellen, bildet dieses Konzept immer noch eine gute Grundlage. Was auf alle Fälle eine wichtige Rolle spielt, sind die „richtigen“ KPI’s bzw. Kennzahlen. Mit ihnen lassen sich auf hoch aggregierte Weise sowohl der Status als auch zeitliche Entwicklungen sehr gut darstellen.

Apropos Darstellung – für Dashboards gilt ohnehin: „Visualisierung ist Key“ – sei es mit Charts, Landkarten, Farben, Symbolen. Jedoch muss am Ende mit einer einheitlichen „Nomenklatur“ und „Farbgebung“ den unterschiedlichen Berichtsnutzern ein standardisiertes „Instrumentarium“ an die Hand gegeben werden, mit dem sich schnelle Erkenntnisse gewinnen lassen. Hier hat sich ein Standard bewährt, der unter dem Namen „International Business Communication Standard“ (IBCS) bekannt ist und von Prof. Rolf Hichert entwickelt wurde.
Die Grundsätze lauten, Gleiches auch gleich darzustellen, Farben nur für Abweichungen zu verwenden, einheitliche Grafiktypen für bestimmte Darstellungen, z.B. Trendanalysen immer mit der X-Achse als Zeitachse, Ist/Forecast/Budget mit unterschiedlichen Schraffierungen usw.
Übrigens: Mit dem “richtigen” Tool ist auch die Umsetzung der IBCS „auf Knopfdruck“ gewährleistet.

Disclosure Management

Damit komme ich am Ende zu einem Thema, das dem klassischen Financial-Close-Prozess am nächsten ist, dem Disclosure Prozess. Hier gilt es die (hoffentlich) mit hohem Automatisierungsgrad und ohne große Systembrüche generierten Abschlussinformationen für die „letzte Meile“, das heißt, für den Abschluss- oder Managementbericht aufzubereiten. Das ist ein tolles Ereignis, wenn die letztgültige und eventuell bereits geprüfte Version auch wirklich im Word- oder Power-Point Dokument „landet“ – und das am besten auf Knopfdruck.
Doch damit endet die Arbeit am Abschlussbericht nicht wirklich. So gilt es mittlerweile vordefinierte Berichtsformate, wie ESEF, FinRep, CoRep oder Solvency an Aufsichtsbehörden zu übermitteln. Dabei ist sogar das Dateiformat vorgeschrieben, beispielsweise iXBRL. Kurzum: Es darf keinerlei „Bruchstelle“ mehr zwischen den einzelnen Systemen geben, die möglicherweise zu Fehlern führen könnte. Und es geht noch weiter: Seit kurzem stehen für viele Unternehmen neue Anforderungen „ante portas“…
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Nachhaltigkeitsbericht, ESG und EU-Taxonomie


Nachhaltigkeitsbericht, ESG und EU-Taxonomie machen es erforderlich, dass sowohl die individuelle Relevanz solcher Vorschriften als auch die Datenverfügbarkeit einer dringenden Prüfung unterzogen werden. Vielen Unternehmen ist mittlerweile klar geworden: Hier geht es nicht nur um die Erfüllung von formalen Vorschriften. Nachhaltigkeit bedeutet, die Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft sicherstellen zu können.
Um hierbei die Interessen aller Stakeholder, wie Kunden, Mitarbeiter und Investoren „unter einen Hut“ zu bringen, wird es notwendig sein, die neuen Anforderungen in ein gesamthaftes Steuerungsmodell zu integrieren. Hier sehe ich eine positive Entwicklung, denn selten habe ich erlebt, wie sich Finanzexperten plötzlich „sinnstiftend“ mit solch einem neuen Thema beschäftigen. Wenn sich aus der Energiekrise eines ableiten lässt, dann die Erkenntnis, dass sich nachhaltiges Denken auch wirtschaftlich rechnen wird.
Mir ist völlig bewusst, dass ich viele der existenziellen Fragen mancher Branchen in diesem Beitrag unbeantwortet lassen muss. Doch eine wesentliche Erkenntnis sollte bleiben, nämlich, dass CFOs jetzt und in Zukunft noch mehr gefragt sein werden, die strategische Ausrichtung ihres Unternehmens mitzugestalten.
Wenn ich mit meiner dreiteiligen Blogserie einen Beitrag dazu geleistet habe, dass sich Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen mit diesem Thema weiter auseinandersetzen, habe ich mein Ziel erreicht. Sie haben Diskussionsbedarf oder Fragen? Kommen Sie gerne jederzeit auf mich zu.

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